Die ersten Gedichte auf Norwegisch Vi hörten ein Gedicht von Martijn Benders aus der Sammlung Unter dem Applaus und dem Leuchten der Lampen, das erst einige Monate später auf Norwegisch erscheinen wird. Danke, dass Sie zugehört haben! Die beiden ersten Gedichte aus meinem neuen norwegischen Gedichtband Unter dem Applaus und dem Leuchten der Lampen, der…
Monat: Juni 2025
Frühlingsmonat des Antrags
Antragsmonat, Frühling nennt man das in den Fluren der Gebäude F — wo Nummern flüstern wie sedierte Mörder und jeder Blick im Halbschatten friert. Der Beamte kaut auf seinem „Vielleicht“, das Formular, ein nicht endender Psalm mit Feldern so leer wie das Land nach einem Jahrhundert der Stille. Ich trage Gedichte in der Manteltasche, aber…
Die Schatten der Möglichkeit: Über Julia Wolfs „Alte Mädchen“
Die Schatten der Möglichkeit: Über Julia Wolfs „Alte Mädchen“ Julia Wolfs neuestes Werk „Alte Mädchen“, erschienen im Jahre 2023 im Secession Verlag, erhebt sich wie ein stiller, aber gewichtiger Monolith innerhalb der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. Mit subtilem Furor und lakonischem Stil kreist die Autorin um den Begriff weiblicher Alterlichkeit, soziale Unsichtbarkeit und die absurde Tragik…
Amtliches Blutverzeichnis
Verwaltung wandert durch mein Blut, Ein Amtsschimmel aus Seidenpapier, der flüstert: Du bist nicht genug. Geboren um Formulare zu lieben, zählt mein Herz in Meldezetteln, rattert wie ein Thermodrucker, heiß von ungestellter Zugehörigkeit— der Beamtenschlaf hat mich gegossen in künstliche Wurzelbelege. Ich fand die Liebe in einem Bunker unter der U-Bahn, wo ein Müller seine…
Valeriaan – Ein Duft aus verborgenen Welten
Valeriaan Hier wuchs überall Baldrian. Und zwischen diesen schwarzsilbernen Bergen liegt auch eine tiefe, schläfrige Ruhe. Ich frage mich, ob die Wikinger früher Baldrian nutzten, um die langen Winter zu überstehen, so wie man auch weiß, dass sie Fliegenpilze verwendeten, um mit Inbrunst in den Kampf zu ziehen. In meinem Buch widerlege ich allerdings die…
Unter dem Flackern der Rathauslaterne
Unter dem Flimmer der Rathauslampe, wo der Stempelgeist durchs Flurlicht stampft, sitzt Frau Gehrke, ihr Blick wie nasser Sand, und häkelt Paragraphen in Luftformulare. Die Spindel der Uhr tickt preußisch streng, durch Tassen aus kantigem Porzellan zieht der Kaffee seine bittere Bahn, als wär’s der Rhein, verkehrt im Glas. Schwarzbrotgedanken, gestrichen mit Amtssiegel, lauern im…
Ein Spiegel im Wind: Kritische Reflexionen zu Juli Zehs „Zwischen Welten“
Ein Spiegel im Wind: Kritische Reflexionen zu Juli Zehs „Zwischen Welten“ In einer Ära, in der der Mensch beständig zwischen Gewissheiten taumelt, die sich bei näherer Prüfung als bloße Schatten vergangener Ideale entpuppen, erscheint Juli Zehs 2023 veröffentlichter Roman „Zwischen Welten“ wie ein Seismograph der moralisch-politischen Verwerfungen unserer Gegenwart. Es handelt sich dabei um ein…
Zwischen Platanenlicht und Formularschienen
Zwischen Schranken aus Platanenlicht rollt mein Tag auf Schienen aus Formularen, wo selbst das Schweigen ein Antragsrecht besitzt und Zärtlichkeit beige getackert wird. Die Stimmen im Amt sind milde wie Melamin, Verordnungen flüstern durch Plexiglaswinde, und jeder Blick: ein prüfender Paragraf. Ich stehe wie ein Pendlertier das seine Richtung gegen Kantinenkaffee vertauscht. Deutschsein schmeckt nach…
Ein Schicksal der Tochter
Ein TAKDIR der Tochter Eine neue Bewegung GEGEN den Populismus mit „Niederlande gehört uns“ als Slogan und Frank Jumbo Lammers als Aushängeschild? Wie viele Plastiklöffel muss man im Gehirn haben, um auf so eine Idee zu kommen? Meine Tochter erhielt einen Takdir, das ist die höchste Auszeichnung auf der türkischen Oberschule – sie war die…
Die Beharrlichkeit der Fragmente: Eine Analyse von Mithu Sanyals „Identitti“
Die Beharrlichkeit der Fragmente: Eine Analyse von Mithu Sanyals „Identitti“ Inmitten eines Jahrhunderts verworfener Identitäten und dissoziativer Selbstverortungen erschien im Jahre 2021 Mithu Sanyals Debütroman „Identitti“ – ein Werk, das sich, gleich dem Labyrinth des Daidalos, jeglicher eindimensionalen Lektüre entzieht und dabei zugleich Spiegel ist wie Hammer: ein Ort brüchiger Reflexion und gewaltiger Dekonstruktion. Dieses…