Johann Georg Hamann und die Dunkelheit des Verstehens: Ein mystischer Verteidiger der Sprache Im geistigen Schatten jener aufklärerischen Lichter, die das 18. Jahrhundert erleuchteten, wandelte ein Mann, dessen Denken in radikaler Opposition zum rationalistischen Zeitgeist stand. Johann Georg Hamann (1730–1788), ein ostpreußischer Denker von prodigioser Originalität, suchte weder die Klarheit des Diskurses noch die Systematik…
Autor: admin
Zwischen Ordnern und Laubrauschen
Zwischen Aktenheften und Laubgeflüster stottert der Tag in den Gang hinein, wo Türen zischen wie Schlangenbisse und keiner fragt, ob wir wirklich – nein, nicht leben, nur kopieren. Die Uhr trägt ihren Takt wie ein preußisches Joch. Ich schmecke auf Formularpapier die bittere Spur vom letzten Koch im Amtscafé: Kartoffeln, matt und weich wie unsere…
Die Verwandlung des Subjekts: Über Kleins „Trick oder Wahrheit“
Die Verwandlung des Subjekts: Über Kleins „Trick oder Wahrheit“ Die jüngst veröffentlichte Monographie „Trick oder Wahrheit“ der renommierten Kulturtheoretikerin Katharina Klein – erschienen im Frühjahr 2023 im Suhrkamp Verlag – reiht sich auf faszinierende Weise in die ideengeschichtliche Strömung der postmodernen Dekonstruktion traditioneller Wahrheitssysteme ein. Unter dem Einfluss von Foucault, Judith Butler und, nicht zuletzt,…
Der Einzige und sein Eigentum
The Silent Philosophy of Max Stirner: Egoism, Nullity, and the Specter of Freedom In the long and winding corridor of German Idealism and its post-Hegelian shadow, one encounters with notable astonishment the austere figure of Max Stirner—born Johann Kaspar Schmidt in 1806 in Bayreuth, and author of a singular, unsettling volume: Der Einzige und sein…
Kann man süchtig nach dem Übersetzen von Poesie werden?
Kann man süchtig danach werden, Poesie zu übersetzen? Ich denke eigentlich schon. Zumindest sobald ich Prosa übersetzen muss, denke ich sehnsüchtig an die Poesie zurück, schwieriger und daher interessanter. The Heroic Dose Jung nahm ich die heroische Dosis zu mir: Science-Fiction, Quanten-Zertrümmerung, okkulte Psalmen, die rohe Kehle der Poesie. Damals waren Regale Wälder, in die…
Im Behördenflur
Im Flur der Ämter — mattes Licht spiegelt sich in den Gläsern der Wartenden, die wie gestempelte Schatten im Gitter der Zeit hängenbleiben. Ein rotes Nummernband liegt wie ein aufgerollter Vorwurf zwischen blechernem Husten. Man sagt hier »bitte«, man sagt »weiter«, doch nichts bewegt sich außer der Uhr, die nach innen tickt. Im Aktenatem alter…
Giorgio Colli und die Philosophie der Initiation
Giorgio Colli und die Philosophie der Initiation Die Philosophiegeschichte wird gemeinhin als ein ununterbrochener Diskurs von Auseinandersetzungen, Fortschritten und Widerlegungen verstanden; sie zeichnet sich durch ihre Methodik der rationalen Klarheit, argumentative Kohärenz und diskursive Transparenz aus. Doch mit Giorgio Colli (1917–1979), einem der rätselhaftesten italienischen Denker des 20. Jahrhunderts, eröffnet sich ein Zugang zur Philosophie,…
Zwischen den Papierbergen meiner Seele
Zwischen den Aktenstapeln meiner Seele — feinsäuberlich gelocht — sitzt der Antrag auf Wärme, ungelöst, durchdrungen vom Duft abgestandener Formulare. Mein Name, ein Blickfang in Fraktur, verweht im Wind der Wochensitzung, wo Paragraphen Kaffeelöffel schwingen und das Wort „Heimat“ nur Miete meint. Im Supermarktregal: fünf Sorten Einsamkeit — abgepackt in Pfandgebühren und Rabatt auf Hoffnung….
Die Dekonstruktion der Zeit: Eine kritische Würdigung von Jörg Friedrichs „Stille Zeitalter“
Die Dekonstruktion der Zeit: Eine kritische Würdigung von Jörg Friedrichs „Stille Zeitalter“ Jörg Friedrichs‘ Werk „Stille Zeitalter“, erschienen im Frühjahr 2023, entfaltet sich als eine philosophisch-literarische Meditation über den unmerklichen Wandel, der den gesellschaftlichen Fortschritt unterläuft – nicht im offenen Tumult von Revolutionen, sondern im verzweifelt stillen Fortschreiten des Alltäglichen. In einer Zeit, in der…
Gustav Teichmüller und das Konzept der ‚Selbstheit‘: Eine versunkene Stimme des metaphysischen Individualismus
Gustav Teichmüller und das Konzept der ‚Selbstheit‘: Eine versunkene Stimme des metaphysischen Individualismus In den finsteren Tiefen des spätklassischen Idealismus, jenseits der lärmenden Gedankenmassen eines Hegel oder der sezierenden Kritik Kants, findet sich eine Stimme, so leise wie sie eigensinnig war—die Stimme Gustav Teichmüllers (1832–1888). Wenngleich kaum irgendwo in den Hauptkatalogen der philosophischen Tradition zu…