Hallo
Hallo
Hallo, Arbeit. Hallo schöner Stuhl voller Arbeit. Hallo Lampenschirm.
Hallo Notizzettel, hallo Tippmonster. Hallo.
Hallo Chef. Hallo schöner Chef voller Arbeit.
Hallo Kopie vom Chef, hallo Kopie der Kopie. Hallo.
Hallo Internet. Hallo schönes Internet voller Geld.
Hallo Suchmaschine, hallo Martijn.
Hallo.
Hallo.
Hallo Pause. Hallo schöne Pause voller Helden.
Hallo Pausenmänner, hallo P von Parken,
Hallo Porno. Hallo Witz. Hallo Stumpf.
Hallo Benders. Hallo Pause.
Hallo Spucke. Hallo Uhr.
Hallo Keks. Hallo Hintern.
Hallo, Hintern.
Hallo, Komma. Hallo Kommahintern.
Hallo froh mit dem Hintern.
Hallo Chef vom Hintern.
Hallo Held.
Hallo schöner Held voller Arbeit.
Hallo.
Diva
Wie verschmierte Schminke,
einsam oder verrückt hinter einem Fenster,
mit eingetopften Träumen.
Der letzte
Kamikazeangriff ihrer Gene,
Klopfgeister ihrer Wimpern
jagen dem Licht nach.
Schönheit
Ich bin Dichter.
Von mir aus dürfen Ausnahmen existieren.
Von mir aus muss sich nicht jeder sofort anschließen.
Ich bin gut.
Kein Neid, der Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu übertrumpfen.
Ich lasse die Schönheit nicht in der Reihe stehen.
Ich lasse sie keine Strafzeilen schreiben.
Bei mir ist sie an der richtigen Adresse.
Hier ist meine Visitenkarte.
Blätter, die von den Bäumen fallen
Wer behauptet, dass Blätter
routinemäßig von den Bäumen fallen,
gilt als verrückt.
Aber es ist graziös wie eine Kaffeetante.
Jeden Tag dasselbe Ritual.
Wie kann man graziös sein
mit einem Stumpf.
Noch eine Runde Vögelchen,
wieder dieser tägliche Alte auf der Bank,
der viel zu jungen Mädchen nachstellt.
Ein gewöhnlicher Bürotag
ist launenhafter als das Leben des Baums.
Aber das wollen die Leute nicht hören.
Und ich sage es immer wieder, immer und immer wieder.
In jedem Gedicht schreibe ich es erneut.
Und sie nennen es immer noch Poesie.
Sie wollen einfach nichts anderes, mein Herr.
Unverständlich
Mädchen verstehen es nicht.
Nick Cave putzt meine Schuhe.
Lou Reed poliert den ganzen Tag meinen alten Jaguar.
Bono schleift die Leisten in meinem Atelier,
und David Bowie schläft seit Jahren unter meinen Schulterpolstern.
Jungen verstehen es nicht.
Madonna streicht meine Wände weiß,
Nena bläst mich jeden Morgen durch den Briefschlitz
in den frühen Stunden.
Neunundneunzig, also.
Wie machst du das, Benders?
Wie verbesserst du die Welt?
Einfach pusten, mehr pusten?
Ein kleines Gefälligkeitsgeld.
Das ist das ganze Geheimnis.
Fauteuil
Ich habe ihn seit zwanzig Jahren.
Er riecht wie Feigen nach einem Regenschauer.
Lange her gab er den Geist auf,
aber ich hörte nicht
auf sein knarrendes Lied.
Er hat einen breiten Rücken,
ein Territorium,
und Liebeskummer, natürlich.
Er ist der letzte aus einem alten Geschlecht
und deshalb nicht besonders abenteuerlustig –
aber umso gemütlicher.
Streichelt man ihn, seufzt er,
oder klappert wie ein alter Briefkasten,
wohlmeinender Dicker,
warmer Luft-Oktopus.
Zauberhund,
der nur noch bellt
aus reinem nomadischen Komfort.
Friedhof
Langer Sommertag,
also treffen wir uns am Friedhof.
Bilderdijk und Beets stehen dir bei.
Langer Sommertag,
also treffen wir uns am Friedhof.
Bilderdijk und Beets stehen dir bei,
aber Herman Gorter gehört mir.
Also reden wir ein wenig
und lesen jeden Stein.
All diese Menschen, all diese Leben,
wohin sind sie gegangen?
Mit ihrem Lieben und Hassen,
ihren Leidenschaften, wie wir.
Geboren, gelebt und vergangen.
Ist das nicht grausam?
Ich vergieße eine Träne.
Du sagst:
„Wo das Licht sich im blauen Kristall spiegelt“
und tust so, als hättest du es selbst erdacht.
Aber ich habe einen Bibliotheksausweis, mein Herr,
deshalb habe ich es bestimmt hundertmal gelesen.
Du sagst:
„Hier und dort weit und breit,“
zweifellos ein Zitat aus deiner eigenen Feder.
Dann zeigst du mir den Text:
Eine trunkene Dirne, achtzehnhundertzehn.
Langer Sommertag,
also machen wir es uns nett
und treffen uns am Friedhof.
Bilderdijk und Beets stehen dir bei.
Langer Sommertag,
also fühlen wir uns glücklich
und treffen uns am Friedhof.
Bilderdijk und Beets stehen dir bei.
Du verlierst,
denn Herman Gorter gehört mir.
Maiglöckchen
Glocken kämpfen gegen den Wind
hinter dem zierlichen Schutz aus Hochblättern.
Bitte nimm uns mit.
Schöner Windfahrer, nimm uns mit.
Von Knokke-le-Zoute bis Alphen-Chaam,
wo die Wiegen noch klingeln
und Maistangen gefragt sind.
Von Loon-op-Zand bis Zwammerdam –
leider
kennen wir uns mit Ortsnamen nicht aus.
Hört unsere Bitten,
Musik, die Kindernamen bringt.
Räumt die Kreißsäle.
Lotte oder Nancy, Ludwig oder Daan.
Hört eure Wache auf dem Feld.
*
Die obigen Gedichte stammen alle aus meinem zweiten Band ‚Wat koop ik voor jouw donkerwilde machten, Willem‘. Ein Band, der etwas leichter im Ton war als das etwas schwere und aufgeladene Debüt ‚Karavanserai‘, an dem ich viel länger gearbeitet habe. Nach meinem Debüt fiel mir eine Last von den Schultern, ach, warum habe ich das Debütieren so schrecklich ernst genommen? Weil man als Dichter für unglaubliche Tyrannen schreibt und nicht für eine Handvoll muffiger Lehrer. Das Maiglöckchen ist das letzte Gedicht des Bandes, womit die erste Reihe jetzt abgeschossen ist.