In meiner Küche tropft der Wasserhahn
als wär das Amt für Einsamkeit geöffnet,
ein Formular pro Regentropfen –
Antrag auf zärtliches Versagen.
Der Garten hinterm Haus:
umzäunt von Vorschriften,
wo Rosen nach Vorschriften welken
und die Amsel
ihr Lied ins Bürgerbüro trägt.
Ich reiche’s ein, mein Herz in dreifacher Kopie,
mit Nachweis der Unschuld vom letzten Sommer,
und warte. Der Wartesaal riecht nach Ordnung
und alten Müttern, die
in den Akten des Grundbuchamts wohnen.
Meine Träume tragen Stempel
in ultramarinblau,
und zwischen den Spalten
des Mietvertrags wächst Moos.
Der Briefträger lächelt mit
einem Mund voller Fristen
und seine Schuhe ticken wie Uhren
in der Sprache der Sachbearbeiter.
Dann, als ich auf Antwort hoffe –
öffnet mein Kühlschrank das Grundgesetz
und liest mir leise meine Rechte vor:
Recht auf Schnee, der nie fällt.
Egon Schnörkel.