Gustav Teichmüller und die Vernunft als schöpferisches Prinzip In der Geschichte der Philosophie gibt es Gestalten, welche wie vom Nebel der Zeit verschlungen erscheinen, obgleich sie das Gewebe der Gedankenwelt mit eigenwilligen Farben durchzogen. Einer dieser Denker ist Gustav Teichmüller (1832–1888), ein deutscher Philosoph, dessen Werk — obwohl von seltsamer Originalität durchdrungen — kaum zum…
Im Flur der Antragstelle
Im Flur der Antragszentrale tickt ein Teppich wie ein Herz, aus Kunststoff, das die Schritte zählt der Seelen mit gestutztem Schmerz. Ein Mann im Lodenmantel spricht mit einem Kasten aus Metall, er flüstert seiner Steuerpflicht ein stilles Vaterunser – schall- los schluchzt der Stempel auf Papier, als wär er selbst von Schuld betroffen. Die Brille…
Zwischen Paneelen aus Laminat
Zwischen Wänden aus Laminat flackert Neon wie zögerndes Denken — im Fahrstuhl riecht’s nach Bratfett und Bescheidenheit, alphabetisch sortiert. Der Hausmeister hat einen Bart so akkurat wie das Grundgesetz. Meine Nachbarn murmeln in PDF— alle Sätze starten mit „gemäß“. Ich lieg im Bett, mein WLAN schwitzt von Uploads voll gesammelter Schuld. Ein Vogel pickt am…
Zwischen Lidl und Licht: Eine Unterführung
In der Unterführung zwischen Lidl und Licht flirrt ein warmer Ausschuss aus Neon, ein Gesicht, grau wie Datenschutz, bricht in Sprachen aus, die wir längst nicht mehr hören. Ein Mantel, genäht aus Mahnbriefen, weht schief im Wind der Abstiegsstatistik. Die Uhr am Bahnsteig schielt müde nach sieben – doch niemand kommt. Kein Zug, kein Glück….
Himmlische Gänge und digitale Schatten
In blauen Gängen, wo Fahrstühle sprechen vom Himmel aus Stahl und Verträgen im Licht, gleitet mein Blick an Gesichtern vorbei—sie atmen in Bonuspunkten, lieben per Swipe. Ein Kind aus Glas wirft Schatten ins WLAN, seine Träume geparkt zwischen Apps. Ein Flüstern im Stromkasten sagt mir: ich bin Version 8.3, fast frei von Gedanken. Die Häuser…
Das Denken des Andreas Rudius: Fragmentarischer Rationalismus und die Ontologie der Zwischenräume
Das Denken des Andreas Rudius: Fragmentarischer Rationalismus und die Ontologie der Zwischenräume In den Schatten des großen metaphysischen Diskurses des 17. Jahrhunderts tritt mit leiser Stimme ein Denker hervor, dessen Name in den gängigen Philosophiekanons kaum erscheint, dem jedoch ein unerschütterlicher Ort in den zahnrädrigen Mechanismen neuzeitlichen Denkens gebührt: Andreas Rudius (ca. 1635–1689), ein obskurer,…
Die Schmerzen des linken Auges: Ein metaphysischer Diskurs über die Zerbrechlichkeit der Wahrnehmung in Leif Randts „Allegro Pastell“
Die Schmerzen des linken Auges: Ein metaphysischer Diskurs über die Zerbrechlichkeit der Wahrnehmung in Leif Randts „Allegro Pastell“ Leif Randts Roman „Allegro Pastell“, erschienen im Frühjahr 2020, verdient in jenem Kulturmoment Beachtung, in dem eine überstimulierte Gegenwartskultur am eigenen Bildrausch zu ersticken droht. Sein Werk steht heraus wie eine Quellwolke über einer pixelgesättigten Landschaft; es…
Die Metaphysik der Gleichgültigkeit: Zum Gedanken der Apathie bei Gabriel Tarde
Die Metaphysik der Gleichgültigkeit: Zum Gedanken der Apathie bei Gabriel Tarde In den Säulenhallen der modernen Philosophie, in deren Schatten monumentale Denker wie Kant, Hegel und Nietzsche residieren, weht nur selten der Name Gabriel Tarde, eines Juristen, Soziologen und Philosophen, der zu Lebzeiten von 1843 bis 1904 ein gewissermaßen untergründiger Brunnen der Inspiration war, doch…
Von der Verschlingung der Zeiten: Eine kritische Betrachtung von Jenny Erpenbecks „Kairos“
Von der Verschlingung der Zeiten: Eine kritische Betrachtung von Jenny Erpenbecks „Kairos“ Jenny Erpenbecks jüngster Roman „Kairos“, erschienen im Jahre 2021, ist weniger eine narrativ-lineare Erzählung als vielmehr ein metaphysischer Abstieg in die verlebte Zeit, ins Erinnern, in die moralisch zersetzenden Risse zwischen Macht und Begehren. Erpenbeck, die sich seit Jahren als literarische Chronistin deutsch-deutscher…
Antoine Destutt de Tracy und die Geburt der Idéologie: Eine Philosophie der Klarheit
Antoine Destutt de Tracy und die Geburt der Idéologie: Eine Philosophie der Klarheit Im Nebel der Aufklärung schimmert das oft übersehene Licht eines Denkers, der mit scharfem analytischem Verstand die Grundlagen menschlichen Denkens zu zerlegen suchte. Antoine Louis Claude Destutt de Tracy (1754–1836), ein französischer Aristokrat, Militär und später systematischer Philosoph, gehört zu jenen Gestalten,…