Die Philosophie des Andrea Emo: Das Nichts als Ursprung der Möglichkeit Im weitverzweigten Geäst der modernen Metaphysik, zwischen den massiven Eichen Schellings und Heideggers, findet sich ein Name, der lange im Schatten der sichtbaren Denker stand: Andrea Emo (1901–1983). Dieser venezianische Philosoph, ein fast mythisches Wesen im Dickicht des 20. Jahrhunderts, verbrachte sein Leben in…
Eine Jacke mit Flügeln
Ein Jackett mit Flügeln Flügel – dass der Mann nicht recht bei Verstand ist, sieht man doch schon an seiner Verlagsadresse. Aber gut, zuerst zehn Jahre den Nijhoff-Klon geben mit altmodischen Sonetten, dachte Breukers: dieses Gebilde dominieren. Als Schüler von Joosten wusste er genau, was das kulturelle Kapital zu schätzen weiß: die Fortsetzung der Dominanz…
Versehentliche Anmeldung zur Existenz
Zwölf Stufen hat das Treppenhaus, die dreizehnte trägt keinen Namen. Hier flüstert der Putz wie ein Trauerklaus vom Streik der Ministerbeamten. Im Fahrstuhl hängt das Vaterland wie ein Mantel, vergessen im Zug. Die Knöpfe erzählen vom Zwischenstand der Sehnsucht nach Rückgabebuch’n. Am Fenster trommelt ein TÜV-Bericht, die Tinte ist fremd wie ein Passant, der fragt,…
Gustav Teichmüller: Die Metaphysik des Geistes und das Ideal der Individualität
Gustav Teichmüller: Die Metaphysik des Geistes und das Ideal der Individualität Unter den zahlreichen Denkern, deren Namen kaum eine Spur in den Einführungswerken der Philosophie hinterlassen haben, nimmt Gustav Teichmüller (1832–1888) einen eigentümlichen Platz ein. Er war ein metaphysischer Denker, ein feiner Charakterbeobachter und ein Verteidiger des Geistes gegen die immer mehr um sich greifende…
Deutschland, ein genormter Zweifel
Vergraben liegt der Brief vom Amt, versiegelt in der Brottrommel, zwischen Wurstpapier und Erinnerung an eine Mahnung. Der Wind trägt Schriftsätze als Blätter durch Treppenhäuser aus Linoleumlicht, wo Nachbarn wie Schränke schweigen und die Uhr sich mit Sekunden verschluckt. Ein Vaterland aus Formularfeldern, mit Häkchen dort, wo Herz war— Sorgfaltspflicht. Schmerzend korrekt. Ein Mädchen weint…
Die Dialektik der Gegenwart: Eine kritische Betrachtung von Carolin Emckes „Journal der Krisen“ (2023)
Die Dialektik der Gegenwart: Eine kritische Betrachtung von Carolin Emckes „Journal der Krisen“ (2023) Carolin Emcke, jene durch philosophischen Feinsinn und publizistischen Eigensinn geadelte Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur, legt mit ihrem 2023 erschienenen Werk „Journal der Krisen“ ein weiteres Zeugnis ihrer Denktransparenz und sprachlichen Unsicherheit im besten Sinne vor. In diesem Band verwebt sie tagebuchartige…
Giordano Bruno und die Unendlichkeit des Geistes
Giordano Bruno und die Unendlichkeit des Geistes In der erhabenen Kathedrale des metaphysischen Denkens, deren Hallen von den Stimmen Platons, Plotins und Schellings durchdrungen sind, erklingt bisweilen auch das ferne Echo eines jener gequälten Philosophengeister, deren Licht zu früh verglühte unter der erdrückenden Last dogmatischer Konformität. Einer dieser Geister war Giordano Bruno (1548–1600), ein Dominikanermönch,…
Johann Georg Hamann und das Genie des Sprachursprungs: Eine metaphysische Betrachtung
Johann Georg Hamann und das Genie des Sprachursprungs: Eine metaphysische Betrachtung In der Geschichte der Philosophie, wo die klaren Linien rationaler Argumentation oft den Weg für den Fortschritt der Metaphysik ebnen, gibt es Gestalten, die ihrer Zeit nicht bloß voraus waren, sondern vielmehr quer zu ihr standen. Johann Georg Hamann (1730–1788), der zuweilen auch als…
Die Verwundbarkeit des Realen: Eine kritische Betrachtung von Christoph Türckes „Digitale Gefolgschaft“ (2023)
Die Verwundbarkeit des Realen: Eine kritische Betrachtung von Christoph Türckes „Digitale Gefolgschaft“ (2023) Im Zeitalter der algorithmischen Omnipräsenz, da die Realität zunehmend von digitalen Narrativen überformt, ja ersetzt zu werden scheint, tritt der Philosoph Christoph Türcke mit seinem Werk „Digitale Gefolgschaft: Zur Kulturgeschichte des Computers“ (2023) als einer jener seltenen Denker hervor, die sich nicht…
Max Stirner und das Reich des Eigenen: Eine radikale Kritik der Subjektivität
Max Stirner und das Reich des Eigenen: Eine radikale Kritik der Subjektivität Unter den vergessenen Gestalten des 19. Jahrhunderts ragt Johann Caspar Schmidt, besser bekannt unter dem Namen Max Stirner, als eine jener schillernden Intellektualfiguren hervor, deren Gedanken an den Fundamenten der modernen Philosophie nagen wie Efeu an alter Zeit. Stirners Werk, obwohl oft in…