Benders – Niederländischer Schriftsteller, Dichter & Philosoph

Die deutschen literarischen Werke

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Wenn der Tod um eine Tracht Prügel bittet

Posted on April 1, 2025April 2, 2025 by admin

Abstand

Was man heute nicht alles daraus macht.
Weltstädte werden aus der Ferne gebaut,
Beziehungen auf Distanz gehalten.

Beklemmend sind Welten der Ideologie ohne Abstand.
Nervig ist die brille der Liebe,
die Distanz auflöst.

Ich sehne mich nach neuem Leben.
Leben gegen das Rechthaben.
Abstand gegen den Entzug im Kopf.

Gib mir die Reihenhäuser der Sterne,
die dort drüben in ihren gläsernen Wintergärten
blinzeln – dank der Entfernung!

Und ihr lest das hier – dank, ja, der Wiederholung,
der distanziertesten Form von Liebe.


Eine zerstörbare Aura


Geld wimmelt (Nr. 5). Nichts im Fernsehen.
Das Volk tobt auf der Straße!

Man muss alles im Maßstab sehen.
Früher geschah alles auf dem Dachboden.
Frieden ist ein widerspruchsloses Wehen
über Beton.

Ich weiß nicht, was mich mehr trifft:
eine Belagerung aushalten,
den Körper aufgeben
oder beides.

Ich gehe unter
in einem lichtverschmutzten November
des melancholischen Kapitalismus.

Ich sehe das Unwetter schon nahen.
Tote Flugzeuge klappern,
die Stadt bleibt eine Konstante
im Angesicht von Projektplänen.

Eine nach der anderen nennt sich tragische Stadt.
Ich: Hamburg. Du: Glasgow.
„Stadt stürzt vom Dach.“
„Mann mit Perücke erschreckt Menschen.“

Hilf den bitteren Zonen der Geduld, sich zu akklimatisieren.
Wenn der Tod um eine Tracht Prügel bittet,
drücke ich schnell einen Knopf,
damit wieder November wird.

Kritik, Türme und Fahrräder.
Die Jeans: das christliche Symbol par excellence.


Himmel des Gewinns

Die Liebe zum Gras.
Ein Aktenkoffer voller unlesbarer Blätter.
Sie sind so höflich,
ihre pittoresken Bräuche abzulegen.

Seit acht Wochen schon kein Lächeln.

Sieh, Irma,
eine Leselampe in der Wüste.
Oh – das wusste ich nicht.

Der Dopplereffekt ist eine Verschwörungstheorie
eifriger Vogelfreunde.
Wenn kein Krieg wäre –
würde ich mich sofort krankmelden!

Arbeiten ist hundemüde.
Schlösser sind immer die Trottel im Urlaub.
Und das zu Recht.

Die Apokalypse hat in unserem Büro kaum Fans.
Es gibt viele Abweichungen, die mir gefallen.

Kleine Gewohnheiten,
die einen sonnigen Tag erträglich machen.
Wie: kratzen, wo es noch nicht juckt.
Dem Jucken zuvorkommen.

Wetten mit sich selbst
über die Dauer einer Terrorwarnung.
Mein Magen ist eine Geige.
Der Hunger pausiert in Brötchen.

Puderzucker ist eine Art Fallout,
nur auf dem Butterbrot.
Billardtücher reißen sich vom feuchten Holz.

Elf-Städte-Fahrt durchs Büro.
Ich heiße Ruferwurst!

Wunderlich.
Die Zahlen haben keinen Takt.
Sie sind nervös,

karierte Antilopen im Streit,
Pferde rennen rückwärts,
zynische, drohende Reiher,
zähe Kunden – alles hebt sich vom Boden.

Eselstreckdich,
Tafeldeckdich,
Knüppel-aus-dem-Sack.
Projekt Gemütlichkeit!

Schnapp dir einen berühmten Autor.
Ein Geist kroch den Kamin hinauf.
Ich stopfe Möhren in Schuhe.

Aber das war überhaupt kein Handel,
das war ein Komposthaufen in meinem Garten, Femke.


Hunger

Die Sonne langweilt sich.
Die Menschen haben Arbeit.
Die Straße ist lang.
Der Mond irrt wie eine Lampe.

Das einzige Licht ist das Licht des Hungers.
Die Menschen sind zu groß, um sich zu langweilen.
Der Hunger hat einen erfundenen Job.
Licht ist das gerügte Liebchen des Hungers.


Halb Mensch

Sie sagte:
Damals, als ich hoffnungslos verliebt war,
wäre ein besonderer Beitrag
noch möglich gewesen.

Ein sechzehnjähriger Tollpatsch.
Ich wollte Mädchen und Kunst.
Aber ich war viel zu minimal,
viel zu minimal, mein Herr.

Sechzehnjähriger Tollpatsch –
das ist die Geschichte meines Lebens.
Das ist die Geschichte allen Lebens.
Das ist die Geschichte.


Poesie

Der Mund ist ein zynisches Sinnesorgan,
weil er essen muss.
Andere Sinne
ist das gleichgültig, aber der Mund
musste Versorger heißen.

Kilometer von Därmen enden
im Lockruf der Lippen,
mit denen der Mund Nahrung und Worte
an den Klippen der Zähne erzählt.

Das Auge macht ständig Urlaub.
Die Nase: bloßer Snobwind
und Koketterie. Und das Ohr – ach –
eine nutzlose Muschel,
die sich nach dem Meer sehnt, das unser Blut ist,
ohne zu wissen,
was gut oder schlecht ist.

Aus Abscheu ließ der Mund
eine Zunge wachsen.
Lebenswerk des Mundes:
die Poesie.

Er rülpst unbekannte Klänge,
um das Ohr zu beschämen.
Und den Augen,
zwei verwöhnte Biester,
hält er unverständliche Bilder hin.
Nicht einmal der Atem ist sicher.

Doch bald erfanden – wie hinterhältig –
die anderen Sinne das Fernsehen,
um den Mund loszuwerden.

So weit sind wir jetzt.
Und der Langeweilepudding des Hirns
plant den letzten Schlag: Chips. Demokratie.
Alles, um endlich wortlos zu sein.


Du musst mit mir auskommen

Zum Glück ist die Welt,
mindestens seit ich gehen kann,
mein liebstes Hobby.

Du musst mit mir auskommen.
Du bist eine Welt in einer Welt.

Für dich habe ich das Laufen gelernt.
Für dich habe ich gelernt,
was Titelbesessenheit ist.

Schwarzes T-Shirt mit dem deutschen Spruch „Zum Glück ist die Welt, mindestens seit ich gehen kann, mein liebstes Hobby“ und einer lachenden Erdkugel darunter.
„Zum Glück ist die Welt, mindestens seit ich gehen kann, mein liebstes Hobby.“ – Poesie trifft Popgrafik.
Category: Literarisches Tagebuch

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Deutsche Bücher

„Eine Mottenoper auf Deutsch, basierend auf meinem Gedichtband Baah Baaah Krakschaap / Das F der Winterschlaf.“


In diesem Band zeige ich mich von meiner experimentellsten Seite – die Texte bewegen sich zwischen Lautpoesie, absurdem Theater und schlafwandlerischer Symbolik. Die Mottenoper baut darauf auf: ein musikalisch-dichterisches Gewebe aus Flügelschlägen, Traumprotokollen und klanggewordenen Metamorphosen.

Sie ist keine Oper im traditionellen Sinne, sondern ein Zeremoniell des Verpuppens und Entpuppens – das F steht hier nicht nur für „Fabel“ oder „Finsternis“, sondern auch für „Flackern“, „Fantasie“ und „Flucht“.

Gemeinsam mit meinen Kompliz:innen erforsche ich in diesem Werk die Grenzen zwischen Sprache, Klang und Verwandlung – ein Projekt, das sich der linearen Logik entzieht und stattdessen der Logik des Lichts folgt, wie es von Motten geträumt wird.

Ich habe außerdem eine Neue-Welle-/New-Wave-Formation, die Lieder mit deutschen Texten macht: The Stoss. The Stoss besteht aus Martijn Benders, Veronique Hogervorst und Dieter Adam. Unser Debütalbum heißt Höllenhelle Eisenbahn und ist in voller Länge auf Spotify zu hören.

Dieter hat (zusammen mit Martijn Benders) auch ein Soloalbum gemacht, um zu zeigen, dass großartige Poesie und deutsche Musik Hand in Hand gehen können.
Das poetische Glanzstück „Oh Schwulfürst von Schlüpferland“ sorgt derzeit für Furore in der internationalen Musikwelt.

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