In der Schlucht zwischen Aktenklammern
und karierten Gedanken lebt
ein Herz aus Frachtbrief – gestempelt,
versiegelt mit Kaffee und Kanzleistaub,
das mittags schlägt, wenn der Vorgesetzte
Fisch isst und schweigt.
Die Treppenhäuser riechen nach Gestern
und nach der feuchten Wut
eines Mieters, der den Müllplan
mit Rotstift korrigiert –
Verantwortung wird hier
in Toner gegossen.
Und draußen, wo die Kinder
in falschem Dialekt schreien,
schlägt ein Hund an – nur weil
das Licht an der Schranke
eine Sekunde zu früh
auf Grün sprang.
Ein Mann faltet seine Sehnsucht
in die Form eines Antrags B-7/41a,
Abschnitt C bleibt leer –
„aus Datenschutzgründen“.
Ich fragte einst, ob Liebe hier erlaubt sei –
sie nickten, aber nur im Passiv.
Egon Schnörkel